Vorlesung Uni

Antworten auf häufige Fragen zum Darmbachprojekt

 

Warum führt sauberes Bachwasser auf der Kläranlage zu höherem Schmutzaustrag?

Durch die Abkopplung der Bäche vom Kanalnetz wird der Gewässerschutz verbessert:Generell können die Mikroorganismen in der biologischen Kläranlagenstufe Schmutzstoffe besser abbauen, je konzentrierter das Abwasser ist. Eine nährstoffreiche „dickere Brühe“ ist für die Mikroorganismen „leichter verdaulich“. Daher müssen auf der Kläranlage weniger Hilfsstoffe eingesetzt werden und der Kläranlagenbetrieb läuft stabiler. Es verringert sich die Schmutzkonzentration im Ablauf in das Gewässer und damit auch der Schmutzaustrag.

In Darmstadt ist mit folgenden Belastungsverringerungen an den Gewässereinleitungen (Kläranlagenauslauf und Regenwasserentlastungen) zu rechnen:

CSB chemischer Sauerstoffbedarf ca. 2,5 Tonnen pro Jahr
Nges

Gesamtstickstoff

ca. 1,4 Tonnen pro Jahr

 

Ist die Renaturierung von Darmbach und Meiereibach nicht ein unnötiger Luxus?

Seit Dezember 2000 verlangt die EU-Wasserrahmenrichtlinie die Erreichung eines „guten ökologischen und chemischen Zustands der oberirdischen Gewässer:

Damit wird die Entwicklung und Durchführung von Renaturierungsmaßnahmen am Darmbach oberhalb des Woogs und am Meiereibach zur Pflichtaufgabe.

Im aktuellen Bewirtschaftungsplan Hessen 2015 - 2021 und im Maßnahmeprogramm Hessen 2015 - 2021 setzte die Hessische Landesregierung die Renaturierung des Darmbaches fest.

Müssen nach der Abkopplung des Bachwassers vom Kanal tatsächlich die Abwassergebühren erhöht werden?

Die Kosten der Abwasserbeseitigung rühren zu einem sehr großen Teil von Abschreibungen der Kläranlagen und des Kanalnetzes sowie von Personalkosten her, die alle nicht von der abzuleitenden und zu behandelnden Abwassermenge abhängig sind. Als Folge der Bachwasserabkopplung werden bei der Abwasserableitung ca. 210.000 Euro pro Jahr eingespart, während gleichzeitig die Abwassergebühr für Bachwasser von ca. 2.175.000 Euro pro Jahr entfällt. In der Folge wird ab der vollzogenen Abkopplung (2020) die Schmutzwassergebühr um ca. 0,23 Euro pro Kubikmeter steigen (etwa 10 Euro pro Jahr für eine Person).

Die Stadt Darmstadt verhält sich hier nicht anders als Bürger, die z.B. durch wassersparende Armaturen oder Haushaltsgeräte ihren Wasserverbrauch reduzieren, um Gebühren zu sparen. Oder anders ausgedrückt: Würde die Darmstädter Bevölkerung die gleiche Wassermenge einsparen, müsste die Schmutzwassergebühr um genau den gleichen Betrag angehoben werden. Im Unterschied zu privaten Einsparungen werden die von der Stadt eingesparten Mittel zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben eingesetzt und fließen so auch wieder an die Bürgerinnen und Bürger zurück.

Wird der Darmbach im Sommer austrocknen?

Unterhalb des Großen Woogs (Rudolf-Müller-Anlage) wird der Darmbach nicht austrocknen. Zwar fällt der Darmbach oberhalb des Großen Woogs in trockenen Sommern über Tage oder Wochen trocken. In den Bach wird zukünftig allerdings der Meiereibach wieder münden. Dieser vom Oberfeld kommende Bach hat eine garantierte Wasserführung von mindestens drei Liter pro Sekunde.

Durch das bereits angelaufene Programm zur Kanalabdichtung und zur Vermeidung von Dränagewasserzuflüssen wird langfristig der Grundwasserspiegel steigen und auch im Sommer wieder mehr Wasser im Darmbach fließen.

Folgt der Darmbach seinem früheren historischen Verlauf?

Der neue Verlauf liegt alleine schon aus topografischen Gründen in der Nähe des historischen Verlaufs. Meistens kann er nur wenige hundert Meter vom historischen Bachbett entfernt sein. An einigen Stellen kann er wieder in der historischen Lage fließen, wobei die Trassenlage noch nicht festgelegt ist: Maybachweg bis „Im Tiefen See“ (unter einer denkmalgeschützten Bahnbrücke über den Darmbach sowie innerhalb der historischen Uferbefestigung).

Folgt die neue Darmbach-Trasse dem heutigen unterirdischen Fließweg in der Kanalisation?

Nein, die vom Darmbach durchflossenen Kanalrohre liegen außerhalb der neuen Trasse, oft mit mehreren hundert Metern Abstand. Die neue Darmbach-Trasse orientierte sich an den Möglichkeiten, an der Oberfläche einen Bachlauf sinnvoll und attraktiv zu integrieren und trotzdem dem Geländegefälle zu folgen oder an kürzestmöglichen Verrohrungen.

Wie soll die teuere Unterhaltung und Säuberung des Darmbachs bezahlt werden?

Der Darmbach wird zusätzliche Unterhaltungskosten verursachen, z.B. regelmäßige Bachbegehungen zum Erkennen von Missständen, Reinigen von Ufer und Bachbett, Entfernen von eingeschwemmten Stoffen (Papier, Zigaretten, Flaschen, Glas aber auch Sand, Laub etc.), Wartung von Rohreinläufen, Spülen von Bachwasserkanälen.
Auf der Grundlage der Ausbauplanung (2015) ist mit jährlichen Betriebskosten von 71.000 Euro zu rechnen. Dem gegenüber stehen Einsparungen von Wasser- und Abwassergebühren beim Herrngartenteich (30.000 Euro pro Jahr) sowie durch die entfallende Messung der Bachwassermenge (10.000 Euro pro Jahr):
Derzeit wird der Herrngartenteich einmal jährlich mit Trinkwasser gefüllt und am Jahresende gebührenpflichtig in das Kanalnetz entleert. Die Wasserverluste aus Verdunstung und Versickerung werden durch Trinkwassereinspeisung ausgeglichen. Zukünftig wird der Herrngartenteich von Bachwasser durchströmt und kann in den Bachwasserkanal abgelassen werden.
Weiterhin werden derzeit am Darmbach und Meiereibach zwei Messstellen betrieben, um die tatsächlich in das Kanalsystem eingeleitete Wassermenge zu erfassen und damit die Grundlage für die Ermittlung der derzeit zu bezahlenden Schmutzwassergebühr zu erhalten. Zukünftig entfällt die Gebührenrelevanz, die Messungen werden entbehrlich.

Fließt in den nächsten Jahren vor dem Darmstadtium teures Trinkwasser?

Bereits seit Sommer 2008 wird Regenwasser vom Darmstadtium-Dach und vom Platz vor dem Darmstadtium in das Darmbachgerinne zwischen Landgraf-Georg-Straße und Alexanderstraße eingeleitet und es wurden zunächst 10 Liter pro Sekunde im Kreis gepumpt.

Aus Kostengründen wurde der Dauerbetrieb der Pumpe eingestellt und zufließendes Regenwasser wird aufgestaut und fließt über mehrere Tage ab. Trinkwasser wird nicht eingesetzt.

Wird der Herrngartenteich unter dem Darmbach-Zufluss leiden?

Nein, im Gegenteil wird der Darmbach eine Durchströmung des Teiches und damit eine ständige

Wasserumwälzung und Wassererneuerung bewirken. Die Wasserqualität der heutigen „Entenbrot-Suppe“ wird massiv verbessert.

Können Abflüsse von Dächern und befestigten Flächen in den Darmbach eingeleitet werden?

Der Darmbachlauf wird in seiner Leistungsfähigkeit auf nur wenig mehr als den maximalen zukünftigen Woog-Abfluss von 200 Liter pro Sekunde ausgelegt. Größere Dachflächen oder sonstige befestigte Flächen können daher nicht in den Bach entwässern. Ein leistungsfähigeres Bachprofil wäre in der Innenstadtlage gestalterisch unbefriedigend, da ein breites Bachprofil meistens von nur vergleichsweise wenig Wasser durchströmt würde.
Regenwassereinleitungen von Dächern und befestigten Flächen werden überhaupt nur wegen den unterschiedlichen Abflussprozessen möglich: Der Maximalabfluss des Woogs tritt nur selten und nur über kurze Zeiten auf. Außerdem dauert es bei einem Starkregen längere Zeit, bis der Abfluss aus dem Ostwald angeschwollen ist. In dieser Zeit sind die Abflusswellen von angeschlossenen Dächern und befestigten Flächen längst abgeflossen. Für Notfälle werden Überlaufmöglichkeiten in die Kanalisation am Herrngartenteich zur Verfügung stehen.
Angeschlossen werden die Dächer von Wissenschafts- und Kongresszentrum Darmstadtium und Jugendstilbad sowie die Platzflächen vor dem Darmstadtium (Marion-Gräfin-Dönhoff-Platz).

Kann der Darmbach bei Hochwasser über die Ufer treten und die Stadt überschwemmen?

Nein, das Hochwasser des Darmbachs wird unmittelbar am Großen Woog in die Kanalisation abgeschlagen und kann von dieser schadlos aufgenommen und abgeleitet werden. Der Woogabfluss in den weiteren Bachlauf wird auf maximal 200 Liter pro Sekunde gedrosselt.
Für die Einleitung des Hochwassers muss die Stadt auch zukünftig Abwassergebühren bezahlen. Hochwässer weisen zwar eine sehr hohe Abflussspitze von bis zu 1.000 Liter pro Sekunde auf. Da sie aber selten und auch nur von vergleichsweise kurzer Dauer sind, wird im langjährigen Mittel nur ca. 2 Prozent des Jahresabflusses in die Kanalisation abgeschlagen. Den Hochwasserabfluss durch die Darmstädter Innenstadt zu leiten hätte sehr breite Bachprofile bzw. sehr große Bachwasserkanäle bedeutet, die viel Platz benötigen, hohe Kosten verursachen und das Stadtbild negativ verändert würden.

Wird der Darmbach auch im Johannesviertel offengelegt?

Nein, die Bebauung im Johannesviertel ist derart verdichtet und der Straßenraum so eng, dass eine offene Führung nicht zu vertreten ist. Außerdem würde sie in ganzen Straßenzügen den Wegfall kompletter Parkplatzreihen zur Folge haben.

Können wassergefährdende Stoffe in den Darmbach gelangen, z.B. bei Verkehrsunfällen?

Es werden keine von Kraftfahrzeugen befahrenen Verkehrsflächen in den Darmbach entwässert. Auch bei den Straßenquerungen des Baches kommen nur geschlossene Profile und keine

Gitterabdeckungen oder Ähnliches zum Einsatz.